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Peter Beuth

Staatsminister a.D.

Begrüßung des Oberbürgermeisters von Frankfurt am Main, Mike Josef
zur Verleihung des 
Franz-Werfel-Menschenrechtspreises 2025                                                                             
am 1. Juni 2025 in der Paulskirche                       
Frankfurt am Main
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Meine sehr verehrten Damen und Herren,

herzlich willkommen in der Frankfurter Paulskirche zur Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechts-preises 2025 an den Bürgermeister von Kiew, Dr. Vitali Klitschko!
Unser Vorsitzender, Dr Christean Wagner muss sich leider aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen lassen und lässt Sie herzlich grüßen. Er hat mich gebeten ihn heute zu vertreten und die Veranstaltung durchzuführen. Ihr Applaus aus der Paulskirche erreicht ihn mit unseren besten Genesungswünsche über unseren Livestream.  

Die Paulskirche ist und bleibt historisch und national eine besondere Begegnungsstätte in Deutschland.
Ich bin daher Ihnen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Josef, sehr dankbar dafür, dass das „Zentrum gegen Vertreibungen“ schon traditionell seine Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises hier alle zwei Jahre durchführen darf. Ich möchte mich auch sehr bedanken, dass Sie die Türen der Paulskirche für uns aufgesperrt haben und auch für Ihre eindrucksvolle Begrüßungsrede.

Für das Zentrum gegen Vertreibungen stellt die Preisverleihung einen besonderen Höhepunkt seiner Arbeit alle zwei Jahre dar. Mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis zeichnen wir Persönlichkeiten aus, die durch ihr Handeln das Verantwortungsbewusstsein für Menschenrechte schärfen und die sich vernehmbar gegen Völkermord, Vertreibung und die Zerstörung nationaler, ethnischer und religiöser Gruppen wenden. Der Preis ist benannt nach dem großen Schriftsteller Franz Werfel, der mit seinem Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ die Vertreibung der Armenier aus der Türkei und den Genozid an ihnen eindringlich und mit großer literarischer Gestaltungskraft dargestellt hat. Werfel ist auch in seinem persönlichen Leben ein beredtes Beispiel für das Schicksal der Vertreibung. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 1938 musste er nach Frankreich flüchten, wo er nur knapp den vordringenden deutschen Truppen entkam. 1940 ging er von Portugal in die USA, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1945 lebte. 
Seine Werke thematisieren die Verletzung menschlicher Würde und die Grausamkeiten, die Menschen einander zufügen, aber auch die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit.  Diese Themen sind heute leider immer noch aktuell. 
Die Stiftung selbst leistet Bewusstseinsarbeit durch bundesweite Wanderausstellungen über die Geschichte und das Schicksal der Vertriebenen, die sich auch insbesondere an Schulen richten. Darüber hinaus sammeln wir Zeitzeugen-Berichte und dokumentieren das Geschehen für zukünftige Generationen und die Wissenschaft. 
Begrüßung MP Rhein, Dank für „Hessen hilft“
Ich begrüße sehr herzlich in unserer Mitte den Schirmherrn dieser Veranstaltung, Herrn Ministerpräsidenten Boris Rhein.
Wir freuen uns sehr, dass Sie zu uns sprechen werden. In besonderer Weise danke ich Ihnen dafür, dass das Land Hessen seit Jahr und Tag in vorbildlicher Weise die Vertriebenenarbeit und die Arbeit unserer Stiftung unterstützt.
Hinzu kommt, dass Hessen schon vor über 25 Jahren als eines der ersten Bundesländer in Deutschland die Stelle eines Beauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler geschaffen hat.
Ich begrüße alle drei hessische Landesbeauftragte: Herrn Rudi Friedrich, und den amtierenden Landesbeauftragten, Herrn Abgeordneten Andreas Hofmeister.
Das Bundesland Hessen ragt - neben dem Freistaat Bayern - hervor in der wohlwollenden Weise der ideellen und materiellen Förderung der Erinnerung an das Menschenrechtsverbrechen der Vertreibung und des Kampfes gegen Flucht und Vertreibung. Wir dürfen niemals vergessen, dass die Geschichte der Deutschen in Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa Teil der gesamtdeutschen Geschichte ist. Ihr Kulturgut ist unverzichtbarer Bestandteil Deutschlands, aber auch Europas. 
Ich möchte Ihnen, Herr Ministerpräsident, an dieser Stelle auch sehr herzlich für die Hilfe und Unterstützung des Landes Hessen für die Ukraine danken. Mit dem Programm „Hessen hilft“ hat das Land seit Beginn des Krieges 119 Hilfstransporte ermöglicht. Der Dank gilt dem Hessischen Innenminister, Prof. Dr. Roman Poseck, der mit seinen tüchtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Hilfen organisiert und den ich mit weiteren Mitgliedern der Landesregierung sehr herzlich Willkommen heiße. Ich darf Ihnen Mut machen, in Ihrem Engagement zur Unterstützung der Ukraine nicht nachzulassen.

Sehr dankbar bin ich, dass Herr Bundesminister Boris Pistorius mit seiner Frau Julia, dass sie heute hier in der Paulskirche ist und die Laudatio auf unseren Preisträger halten wird. Herr Minister Pistorius war unter anderem sieben Jahre Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Osnabrück und 10 Jahre Innenminister von Niedersachsen. Lieber Boris, herzlich Willkommen, ich habe mich sehr gefreut, dich heute Morgen zu begrüßen.
Vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine verantwortet er seit 2023 als Bundesverteidigungsminister die Sicherheits- und Verteidigungspolitik unseres Landes. Er setzt sich für eine verteidigungsfähige Bundeswehr ein, eine enge, europäische und transatlantische Partnerschaft und nimmt die sicherheitspolitische Verantwortung Deutschlands in Europa und der Welt wahr. Er verantwortet die Herkulesaufgabe, nicht nur die organisatorischen und materiellen Voraussetzungen für eine abschreckungsfähige Bundeswehr zu schaffen, sondern zusammen mit Politik und Gesellschaft insgesamt die Verteidigungsbereitschaft der Bürger neu zu wecken – eine riesige Herausforderung! Boris Pistorius ist ein durchsetzungsstarker Pragmatiker, der für klare Worte und entschlossenes Handeln steht. Für seine geradlinige Art und seine Führungsstärke wird er auch über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Es wundert mich daher nicht, dass Boris Pistorius wegen seiner Authentizität und seiner klaren Ansprache die beliebteste politische Persönlichkeit in Deutschland ist.

Ich darf weiterhin begrüßen:

Eine besondere Freude, lieber Herr Josef, Sie habe es schon angesprochen ist für mich heute das Wiedersehen mit Herrn Generalkonsul Vadym Kostiuk, den ich seit dem schrecklichen Morgen des 24. Februar 2022 kenne und sehr schätze. Er ist ein tüchtiger Vertreter der Ukraine in Hessens und der Stadt Frankfurt.

Meine Damen und Herren, zum Schluss möchte ich unseren Preisträger begrüßen. Herzlich Willkommen, Herr Dr. Vitali Klitschko, in unseren Reihen und in diesem Haus der Demokratie! Sie haben keine Mühen gescheut, in dieser für Ihr Land kritischen Lage zu uns zu kommen. Vielen Dank dafür!
Lieber Dr. Klitschko, auch wenn ich die Laudatio nicht vorwegnehmen möchte, ist es mir ein Anliegen einige Worte an Sie zu richten. Sie sind seit 2014 Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Nicht erst seit Beginn der russischen Invasion beweisen Sie sich als mutiger Verteidiger von Recht, Freiheit und Demokratie – für die ukrainische Bevölkerung und für Ihre Stadt – und Sie sind Symbol des Widerstands und der Standhaftigkeit. Ihnen ist die Heimat, Ihre Heimat und deren Souveränität wichtig. Sie unterstützen Binnenvertriebene und Flüchtlinge und   koordinieren Hilfsmaßnahmen, Sie stellte Unterkünfte bereit und versuchen grundlegende Lebensbedingungen zu erhalten. Sie stehen als Bürgermeister auch für Ihre Kolleginnen und Kollegen in den Städten und Kommunen, die unter den Bedingungen des furchtbaren Angriffskrieges gegen Ihr Land die staatliche Ordnung aufrechterhalten.  Die Jury des „Zentrum gegen Vertreibungen“ konnte sich in diesem Jahr kaum keinen würdigeren Preisträger vorstellen. Herzlich Willkommen.

Lassen Sie mich noch ein Paar grundsätzliche Gedanken anbringen.
Die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffene regelbasierte europäische Ordnung hat durch den russischen Angriff auf die Ukraine vor mehr als drei Jahren Brüche erfahren, die für die Ukraine und Europa nicht dramatischer sein könnten. 
Die Vereinten Nationen - geschaffen um Frieden zu sichern und Konflikte diplomatisch zu lösen - sind entzweit, statt vereint gegen Krieg, Völkermord und Vertreibung zu agieren. 
Völkerrechtliche Verträge und Regeln gelten in diesem Konflikt nicht mehr. Menschenrechte werden systematisch verletzt. Menschen ermordet, Kinder verschleppt. 
Der Krieg in der Ukraine zeigt uns jeden Tag, wie brutal und rücksichtslos Russland versucht, sein politisches Ziel zu erreichen, die Ukraine als Staat zu vernichten. Jeden Tag erleben wir, wie ohnmächtig die Weltpolitik gegenüber dem Aggressor und dem Völkermord steht. Menschenleben, Zerstörung von Lebensgrundlagen und der Natur spielen für Russland keine Rolle. 
Daneben ist es nicht zu ertragen, wie unser vormals treuster Partner mit dem uns über den Atlantik Werte wie Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmungsrechte der Völker verbunden haben, nicht mehr diese Werte um ihrer selbst willen schützen will,   sondern seinen  Schutz von wirtschaftlichen Werten und  sog. „Deals“ anhängig macht.

In dieser Situation ist es unserer Stiftung wichtig, ein Zeichen zu setzen und Menschen auszuzeichnen, die sich gegen diese völkerrechtswidrigen Angriffe zu Wehr setzen, sich verteidigen, ihre Stimme erheben Verbündete suchen und dabei ihr eigenes Leben sogar gefährden.  Und eben für die Werte, die die freie Welt auszeichnen, einstehen. 
Verantwortungsbewusstsein und Mut ist in diesen Zeiten ein hohes Gut und wir sehen es vor uns, in unserem Preisträger. 
Meine Damen und Herren, wir Menschen sehnen uns alle nach Frieden und Freiheit. Wir wollen in einer friedlichen Welt leben und uns mit unseren Nachbarn vertragen. 
80 Jahre Frieden in Deutschland und den meisten europäischen Staaten könnten viele in dem Irrglauben der „Selbstverständlichkeit eines friedlichen Miteinanders“ bestärken. Frieden ist aber nicht selbstverständlich!
Frieden in Freiheit schon gar nicht. „Friedensfähigkeit“ setzt die Verteidigungsfähigkeit voraus. 
Wer wehrlos ist, erhöht die Kriegsgefahr.

Vor drei Wochen ist welt- und deutschlandweit mit großen Feiern des Endes des grausamsten Krieges gedacht worden, den unser Planet je erlebt hat. Der 8. Mai 1945 ist in unsere Geschichte als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus eingegangen. Zurecht.

Aber dies ist nur ein Teil der vollständigen geschichtlichen Wahrheit. Wahr ist auch, dass mit dem Einmarsch der Roten Armee in den damaligen deutschen Ost-Provinzen und in das Gebiet Mitteldeutschlands unvorstellbare Verbrechen, Plünderungen, Vertreibungen, Massenvergewaltigungen und willkürliches Morden an der Zivilbevölkerung einher gingen, ganz zu schweigen davon, dass die Bevölkerung der späteren DDR in die nächste Diktatur geriet – einschließlich der ostmitteleuropäischen Völker bis 1989.

Gleichwohl ist es ein Grund zur Dankbarkeit und Freude, 80 Jahre, ein ganzes Menschenleben lang, in unserem Land in Frieden zu leben. 
Dies ist eine Gnade, die ich uns auch für die Zukunft wünsche. In diesen Tagen wünschen wir es aber vor allem dem ukrainischen Volk!

Wir wollen kommenden Generationen die Bürde des Krieges und seiner Folgen nicht auferlegen.

Das ist der Grund, warum wir die Ukraine weiter mit aller Kraft finanziell und militärisch unterstützen müssen. Der Friede, die Freiheit und die Zukunft Europas werden augenblicklich in der Ukraine verteidigt. Daran denken wir am heutigen Tag. Darum zeichnen wir am heutigen Tag mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis heute Herrn Vitali Klitschko, eine herausragenden Persönlichkeit dieses Verteidigungskrieg aus.

Herzlichen Dank, dass Sie da sind. Herzlichen Glückwunsch.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und darf nun unseren Schirmherrn, Ministerpräsident Boris Rhein nach vorne bitten.

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